
Bad Kötzting. Wie kann der Wärmebedarf in Bad Kötzting (Lkr. Cham) in Zukunft aus erneuerbaren Energien gedeckt werden? Das soll die Kommunale Wärmeplanung aufzeigen. Die Stadt hat damit die Bayernwerk Netz GmbH (Regensburg) und das Institut für nachhaltige Energieversorgung (Rosenheim) beauftragt. „Wir wollen für die Zukunft gut aufgestellt sein“, sagte Bürgermeister Markus Hofmann bei der Auftaktveranstaltung im Rathaus.
„Es ist ein Thema, das die Bürgerinnen und Bürger bewegt“, machte Bürgermeister Hofmann deutlich. Und: Bad Kötzting hat schon 20 Jahre Erfahrung mit Fernwärme. Drei Hackschnitzel-Heizwerke der Bayerwaldwärme Bad Kötzting GmbH & Co. KG versorgen 25 Gebäude und öffentliche Einrichtungen mit Wärme, darunter die Aquacur-Badewelt, die Kindergärten im Stadtgebiet, Schulen und Wohngebäude. „Wir sind hier schon gut aufgestellt, aber noch nicht am Ende des Weges“, so der Bürgermeister.
Wie dieser Weg in eine klimaneutrale Wärmezukunft aussehen kann, das soll die Kommunale Wärmeplanung (KWP) beschreiben. Städte wie Bad Kötzting mit weniger als 100.000 Einwohnern müssen sie laut der gesetzlichen Vorgaben bis zum 30. Juni 2028 vorlegen. Christina Albrecht, Projektleiterin der Bayernwerk Netz GmbH, betonte beim Gespräch im Rathaus, die KWP liefere einen Fahrplan für konkrete Maßnahmen und setze Prioritäten für die Zukunft. Es müsse nicht in jedem Teil des Stadtgebiets zwangsläufig auf ein Wärmenetz hinauslaufen. Dezentrale Lösungen wie Wärmepumpen würden auch eine Rolle spielen.
Aufgabe des Instituts für nachhaltige Energieversorgung (INEV) ist es dabei, mit Unterstützung der Verwaltung profunde Daten etwa zu Gebäudetypen, Baualtersklassen, Verbrauchern, Erzeugern und Energiequellen zu erheben und auszuwerten. „Wir wollen alle relevanten Akteure in Bad Kötzting zusammenbringen“, sagte INEV-Teamleiter Nils Schild.
Kommunalbetreuer Johann Seebauer von der Bayernwerk Netz sagte, eine kontinuierliche Beteiligung der Öffentlichkeit sei von zentraler Bedeutung. Daher gehört auch die Organisation einer Bürgerinformationsveranstaltung zu den Aufgaben, die auf der Agenda der KWP stehen.
Aufgabe der Wärmeplanung ist es nach den gesetzlichen Vorgaben nicht, eine Detailplanung zur technischen Umsetzung und zur wirtschaftlichen Machbarkeit zu liefern oder gar fixe Preise für die Wärmelieferung an Endkunden. „Das wäre nach Abschluss der KWP dann im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die nächste Aufgabe“, so Albrecht.
Unabhängig von der KWP gilt seit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für Städte in der Größenordnung von Bad Kötzting, dass neue Gas- oder Ölheizungen für den Gebäudebestand ab dem 1. Juli 2028 nur zulässig sind, wenn sie zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Bei Neubauten gilt die 65-Prozent-Regel sofort. „Auch darüber werden wir im Rahmen der Bürgerbeteiligung noch gesondert informieren“, kündigte Bürgermeister Markus Hofmann an.
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Auftakt zur Kommunalen Wärmeplanung im Rathaus (vorne, v. li.): Bürgermeister Markus Hofmann mit Christina Albrecht und Johann Seebauer (Bayernwerk Netz GmbH). Dahinter (v.li.) Nils Schild (INEV), Maya Joachimstaller (Bauamt) und Geschäftsleiter Karl-Heinz Lummer. Foto: Christiane Allinger
Zusatzinfo für die Homepage der Stadt:
Die vier Schritte der Kommunalen Wärmeplanung
Die kommunale Wärmeplanung ist eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende. Die Wärmeversorgung vor Ort soll nachhaltig und effizient gestaltet werden, um klimaschädliche CO₂-Emissionen zu reduzieren.
Die Bundesgesetzgebung gibt folgende vier Schritte für die Kommunale Wärmeplanung vor:
Bei der Bestandsanalyse werden der aktuelle Wärmebedarf, der Verbrauch und die damit einhergehenden Treibhausgasemissionen erhoben. Diese Daten werden unter Berücksichtigung von Gebäudetypen, Baualtersklassen sowie Versorgungsstrukturen aus Gas- und Wärmenetzen, Heizzentralen und Speichern erfasst. Außerdem werden Beheizungsstrukturen von Gebäuden ermittelt.
Die Potenzialanalyse zeigt Möglichkeiten zur Reduktion des Wärmebedarfs auf. Zudem werden lokale Potenziale erneuerbarer Energien und Abwärmepotenziale ermittelt.
Das Zielszenario basiert auf den Ergebnissen der Bestands- und der Potentialanalyse. Dieses soll aufzeigen, wie der zukünftige Wärmebedarf durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann, um eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen. Hierbei wird eine räumlich detaillierte Beschreibung der benötigten Versorgungsstruktur im Jahr 2040 erstellt, inklusive eines Zwischenziels für 2030. Dies erfolgt durch die Identifikation geeigneter Bereiche für Wärmenetze und Einzelversorgung.
Auf Grundlage des Zielszenarios wird ein Fahrplan zur Umsetzung des kommunalen Wärmeplans formuliert. Dabei werden konkrete Maßnahmen, Prioritäten und ein Zeitplan für die kommenden Jahre ausgearbeitet. Es werden konkrete Ziele zur erforderlichen Energieeinsparung und zum Aufbau der künftigen Energieversorgungsstruktur gesetzt.
Förderprogramm der Nationalen Klimaschutzinitiative
Das Projekt wird gefördert aus den Mitteln der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz:
Förderkennzeichen 67K28362 Laufzeit 12 Monate.
Die nationale Klimaschutzinitiative
Mit der nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zu Senkung der Treibhaugasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Förderprogrammen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.